Pünktlich um 4:57 klingelt der Wecker. Auch wenn ich mich auf die Reise riesig freue, ist es eine undankbare Zeit. Der Frühe Vogel ist zu der Zeit noch „im Neste“, wie der Sachse auszudrücken vermag. Zwanzig Minuten später bin ich einsatzbereit. Nur noch die letzten Gastgeschenke für meine Kindheitsfreundin einpacken. Neben Kühlschrankmagneten (von Leipzig), die in Russland der absolute Renner sind, wurde ich gebeten deutsches Bier mitzubringen. Ja, auch dafür steht Deutschland. Ob Radeberger und Holsten meinen Gastgebern mundet und die deutsche Braukunst damit würdig vertreten ist, werde ich heute Abend erfahren.
Nun eile ich zur Tram, um meine S-Bahn, die nur einmal stündlich fährt zu bekommen. 30 Minuten später bin ich in meinem zweiten zuhause – am Flughafen Leipzig/Halle.
Als Kind hatte ich, bedingt durch einschlägige Filme, eine Heidenangst vor dem Fliegen. Mittlerweile ist Fliegen zu einer Leidenschaft geworden. Wie ein russisches Pilotenlied es passend zu treffen vermag – „…in erster Linie kommen die Flugzeuge! Und die Damen? Nun, die Damen kommen dann!“
Nach der kurzen Gepäckaufgabe am Lufthansa-Schalter, eile ich zur Sicherheitskontrolle, obwohl ich bis zum Abflug eigentlich noch genügend Zeit habe. Diese Eile werde ich später ein wenig bereuen.
Frühstück: LH Business Lounge in Lepizig
Meine Flugleidenschaft hat mich nicht nur auf den mind. 70 Flügen in den letzten 2 Jahren durch Halb-Europa gebracht, sie hat mir seit genau einem Jahr auch einen Freqent Traveler Status bei der Lufthansa beschert. Diesen nutze ich aufgrund der vielen Zeit vor dem Abflug, um noch ausgiebig in der Lufthansa Lounge zu frühstücken. Eine große Reise sollte mit einem guten Frühstück beginnen! Zumindest auf einen Kaffee möchte ich nicht verzichten.
40 Minuten später stehe ich bereits im Bus, der mich zur meiner Maschine nach Wien bringen soll und stelle nun fest, dass ich in der morgendlichen Verpeiltheit vergaß Bargeld abzuheben. Ein Glück, dass ich noch von meiner letzten Reise einige Rubel in der Tasche habe. Die sollen reichen um von Rostow nach Krasnodar zu kommen.
Grundsätzlich ist es in Russland mittlerweile kein Problem mehr an Bargeld zu kommen. In vielen Fällen kann man auch mit allen gängigen Karten bargeldlos bezahlen. Bei EC-Barabhebungen kommen z. B. bei den Sparkassen 6 Euro pro Abhebevorgang und 1,5 % Auslandseinsatz-Gebühren dazu. Bei Karten-Zahlung entfallen die 6 Euro. Allerdings benötigt man für die ÖPNV liquide Mittel, die ich, wie erwähnt, noch besitze.
Der Flug Leipzig-Wien ist überpünktlich. Damit habe ich sogar noch etwas mehr Zeit, um den Anschluss nach Rostow zu bekommen. Wer in Wien bereits umgestiegen ist, weiß, dass man diese auch benötigt.
Austrain Airlines: Fokker 70 „Steyr“
Am Gate G27 angekommen, gebe ich meine Bordkarte zur Kontrolle ab. Eine kurze Schrecksekunde – die Dame am Schalter zerreißt diese… Komme ich jetzt nicht weiter? „Herr Klein bekommt einen neuen Platz“, sagt die Dame zu ihrer Kollegin und wendet sich zu mir „Sie haben ein kurzfristiges Upgrade auf die Business Class bekommen, Herr Klein.“ Durch die ganze Aktion durcheinander gebracht, erwidere ich, „Was gibt es schlimmeres!“, womit ich im Gegenzug die Dame kurzfristig irritiere. Einen Lacher und eine kurze Busfahrt vom Flughafengebäude zum Flieger auf der Außenposition später sitze ich auf Platz 1F in der „Styer“ einer Fokker 70 von Austrian Airlines.
Die altbekannten Begrüßungen und Ansagen zur Flugsicherheit ziehen an mir genauso vorbei wie die Regentropfen draußen auf der Fensterscheibe. „Ich bin bald wieder in Russland“, geht mir immer wieder durch den Kopf – ein überaus beruhigender Gedanke auch wenn mich zwei völlig unbekannte Städte und viel Russland dazwischen erwartet.
Während ich das köstliche Essen von Do&Co genieße, bringt die „Steyr“ uns über die Karpaten und passiert 200 km nördlich die Krim auf ihrem 2:25 Stunden langen Flug nach Rostow.
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